Zum Bereich der Ergonomie gehören alle Umstände am Arbeitsplatz, die dazu dienen können, eine perfekte Symbiose zwischen Menschen und Arbeitsmitteln entstehen zu lassen. Neben einem ergonomischen Schreibtisch und einem entsprechenden Bürostuhl gehören auch Faktoren wie die Beleuchtung, Lärmschutz und das Raumklima dazu. Dabei steht in jedem Fall die körperliche und geistige Gesundheit des Arbeitenden im Vordergrund.
Was tun, wenn es im Büro unangenehm riecht?
Damit Menschen sich an ihrem Schreibtisch im Büro wohlfühlen, benötigen sie neben flexiblen, ergonomischen Möbeln ein gesundes Raumklima. Dazu gehört eine entsprechende Raumtemperatur ebenso wie ein neutraler oder angenehmer Raumduft.
Es kommt gar nicht so selten vor, dass schlechte Gerüche Auslöser für Beschwerden im Büro sind. Doch in wessen Verantwortung liegt es eigentlich, die Ursache dafür zu beseitigen? Und wann sind Gerüche im Büro nicht einfach nur lästig, sondern auch gefährlich? Hier kommen einige Antworten.
Welche Regeln gibt es zum Raumklima?
Zuerst einmal ist der Arbeitgeber in der Verantwortung, für einen gesunden Arbeitsplatz zu sorgen. Das schließt saubere und ausreichende Atemluft im Büro durchaus mit ein.
Deshalb besagt die Arbeitsstättenverordnung in Absatz 3.6 zum Thema Lüftung folgendes:
„In umschlossenen Arbeitsräumen muss unter Berücksichtigung der Arbeitsverfahren, der körperlichen Beanspruchung und der Anzahl der Beschäftigten sowie der sonstigen anwesenden Personen ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft vorhanden sein. Daher ist belästigender Geruch zu vermeiden, soweit es die Natur des Unternehmens gestattet. So dürfen keine belästigenden Geruchsemissionen von Produkten (beispielsweise Bauchemikalien) und Geräten (beispielsweise Laserdrucker und -kopierer) oder Anlagen (beispielsweise raumlufttechnische Anlagen) ausgehen.“
Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (1) – kurz IPA – setzte sich in den letzten Jahren häufiger mit dem Thema Gerüche im Büro auseinander und kam aufgrund mehrerer Untersuchungen zu dem Schluss:

Zuerst einmal ist der Arbeitgeber in der Verantwortung, für einen gesunden Arbeitsplatz zu sorgen. Das schließt saubere und ausreichende Atemluft im Büro durchaus mit ein.
Deshalb besagt die Arbeitsstättenverordnung in Absatz 3.6 zum Thema Lüftung folgendes:
„In umschlossenen Arbeitsräumen muss unter Berücksichtigung der Arbeitsverfahren, der körperlichen Beanspruchung und der Anzahl der Beschäftigten sowie der sonstigen anwesenden Personen ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft vorhanden sein. Daher ist belästigender Geruch zu vermeiden, soweit es die Natur des Unternehmens gestattet. So dürfen keine belästigenden Geruchsemissionen von Produkten (beispielsweise Bauchemikalien) und Geräten (beispielsweise Laserdrucker und -kopierer) oder Anlagen (beispielsweise raumlufttechnische Anlagen) ausgehen.“Das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (1) – kurz IPA – setzte sich in den letzten Jahren häufiger mit dem Thema Gerüche im Büro auseinander und kam aufgrund mehrerer Untersuchungen zu dem Schluss:
Auch wenn eine gesundheitliche Gefährdung oftmals ausgeschlossen werden kann, kann die Wahrnehmung eines Geruchs eine über das übliche Maß hinausgehende, unerwünschte Belastung darstellen.
Annett Jäger | Physiotherapeutin bei Ergoni
Und genau das gilt es zu verhindern. Leider gibt es bislang kein einheitlich etabliertes Verfahren – weder in Deutschland noch in der EU – welches dazu dient, Gerüche in Innenraumluft zu bewerten.
Das kann zu einem Problem werden, wenn Gerüche trotz Lüftung und Reinigung in einem Büro einfach nicht weichen wollen.
Stress mindert Leistung
Unangenehme Gerüche im Büro gehören zu den sogenannten Umgebungsstressorten, die zwar häufig nur subjektiv wahrnehmbar und akut ungefährlich sind, laut einiger Studien aber dennoch dazu gereichen, durch dauerhaftes Vorhandensein körperliche Beschwerden auszulösen.
Obwohl es für die Außenluft bereits entsprechende Richtlinien in Bezug auf dauerhafte Geruchsbelästigungen gibt, ist das für Innenarbeitsplätze noch nicht der Fall. Auch, wenn dafür augenscheinlich ausreichend Bedarf vorhanden wäre.
Schaut man sich an, wie häufig sich Arbeitnehmer in Büros durch schlechte Gerüche belästigt fühlen, kommen ganz interessante Daten zutage. Eine 2017 durchgeführte Befragung (2a) durch Net-request von 500 Büro-Angestellten führte zu folgenden Ergebnissen:
Gerüche im Büro Statistik
Anteil | Beschreibung |
81% | 81% der im Büro arbeitenden Personen fühlte sich regelmäßig durch schlechte Gerüche im Büro gestört störend |
78-90% | Bei 78-90% der störenden Gerüche im Büro handelte es sich um Schweiß- und Nikotingeruch Schweiß und Nikotin |
50% | Knapp 50% der Angestellten fühlten sich durch Essensgerüche belästigt Essensgerüche |
70% | bei 70% waren es chemische Gerüche chemische Gerüche |
Statista Auswertung 2017 (3)
Schäden durch Gerüche
Wie bereits erwähnt erzeugen Gerüche Stress und können auch körperliches Unwohlsein verursachen.
- 62% der Befragten gaben an, sich aufgrund der Geruchsbelästigung nicht mehr ordentlich auf die Arbeit konzentrieren zu können
- 80% der Teilnehmer fühlten sich generell unwohl mit den schlechten Gerüchen
- Bei 49% der Teilnehmer litt die Kreativität am Arbeitsplatz
- Von einer Minderung der Arbeitsleistung berichteten 48% der teilnehmenden Personen
- Gerade in Bezug auf Meetings und Konferenzen erklärten 86% der Befragten, dass sie sich in solchen Situationen wohler fühlen, wenn im Raum neutrale oder angenehme Gerüche herrschen
Wenngleich in Bezug auf einen modernen Büroarbeitsplatz vordergründig ergonomische Büromöbel wie beispielsweise ein höhenverstellbarer Schreibtisch sowie eine gute technische Ausstattung eine bedeutende Rolle einnehmen, zeigen doch obige Zahlen, dass auch die Gerüche am Arbeitsplatz Auswirkungen auf Gesundheit und Produktivität haben können.
Gerüche am Arbeitsplatz haben physiologische und psychologische Wirkungen auf den Menschen
Nicht erst die steigenden Zahlen der Büroarbeitsplätze in den letzten Jahren machen es notwendig, sich dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz und Ergonomie im Büro intensiv zu widmen. Auch die momentane Änderung der Arbeitswelt verlangt nach geeigneten Vorgaben, um die Gesundheit von Menschen am Büroarbeitsplatz ausreichend zu schützen.
Es gibt jede Menge Untersuchungen und Statistiken, die beweisen, dass Arbeit im Büro durchaus zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Und das betrifft nicht ausschließlich die Bewegungsarmut, schlechte Lichtbedingungen oder fehlende ergonomische Büromöbel.

Verschiedene Fachkreise wie beispielsweise die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) gesetzliche Unfallversicherung (2) beschäftigen sich daher ausführlich mit der Raumluftsituation an Büroarbeitsplätzen. Unangenehme Gerüche gehören dazu und nicht immer ist ihre Ursache harmlos.
So untersucht man beispielsweise die Belastung durch Toner- oder Laserdrucker genauso wie Gerüche, welche durch schädliche Substanzen in Farben, Lacken oder Bodenbelägen hervorgerufen werden.
Gefährliche Gerüche im Büro
Neben Essensgerüchen oder komisch riechenden Pflanzen, die in der Regel keine akute gesundheitliche Gefahr bedeuten, gibt es dennoch alarmierende Düfte, denen man unbedingt auf den Grund gehen sollte.
Nicht umsonst dienen schlechte Gerüche dem Menschen als Warnung, dass Vorsicht geboten ist. Allein die Vorstellung von verdorbenem Fleisch beispielsweise sorgt bei den meisten von uns für extremes Unbehagen.
Auch im Büro können Gerüche ein Alarmzeichen sein. Als Quellen kommen unterschiedliche Dinge in Betracht:
- Ausdünstungen minderwertiger Büromöbel
- verdeckter Schimmelpilzbefall (3)
- Reinigungsmittel
- Geruchsabgaben von Computern
- Geruchsstoffe aus Abbauprozessen
- Farben & Lacke
- Baustoffe (4)
Neben Beschwerden wegen Geruchsbelästigung sind einige dieser Stoffe in der Lage, beim Menschen konkrete Krankheitssymptome auszulösen:
- chronische Schleimhautreizungen
- Hautjucken
- Reizhusten
- Kopfschmerzen
Fehlen in Büros entsprechende ergonomische Standards, zu denen auch die Raumhygiene zählt, kann es beispielsweise zu Allergien, Infektionen und Asthma Bronchiales kommen.
Nicht zu vernachlässigen ist außerdem die Tatsache, dass bestimmte Schadstoffe erst ab einer gewissen Konzentration zu einer Geruchsbelästigung werden, sodass in manchen Fällen der Schaden bereits entstanden ist bevor es „anfängt zu stinken“. Daher sind Beschwerden über lästige Gerüche im Büro durchaus ernst zu nehmen und deren Ursache umgehend herauszufinden.
Auch ist es interessant ist zu wissen, dass Büromöbel in Deutschland keiner Zulassungspflicht unterliegen im Hinblick auf die gesundheitliche Eignung für die Verwendung in Innenräumen.
Der Einsatz von gefährlichen Stoffen in Schreibtischen, Bürostühlen oder ähnlichem soll zwar durch die nationalen Stoffbeschränkungen und Verbote (wie z.B. für Formaldehyd oder Pentachlorphenol) sowie die europäische Chemikalienverordnung REACH geregelt werden.
Diese Regeln greifen allerdings nur, wenn alle Informationen bezüglich der Produkte und der Lieferketten auch vollständig sind. Genau hier liegt das Problem. Zusätzlich stellt sich die Frage, wer die Einhaltung der Regeln kontrolliert.
Aus eben diesen Gründen empfehlen verschiedene Umweltinstitute bei einem Verdacht entsprechende Raumluftuntersuchungen durchzuführen, um die Gefährdung von Mitarbeitenden beispielsweise durch die Büroausstattung zu unterbinden. (5)
Beachte:
Außerdem sollte man sich anschauen, wo und bei wem man seine Büromöbel einkauft.Wo liegen die Grenzen der Geruchsbelästigung?
Der Mensch reagiert stark und oftmals auch recht emotional auf Gerüche und nicht selten rufen unangenehme Düfte am Arbeitsplatz auch physiologische Reaktionen hervor, setzen Alarmsignale und aktivieren den Organismus.
Weil Gerüche bei manchen Menschen Ängste und Stress auslösen, können sie ernsthafte gesundheitliche Schäden hervorrufen, auch wenn der Geruch an sich nicht schädlich ist. Wenngleich es für Geruchsbelästigung im Außenbereich klare Grenzen und gesetzliche Regelungen gibt, ist das für den Arbeitsplatz im Büro nicht der Fall.
Die Beziehung zwischen dem Auftreten gesundheitlicher Beschwerden und möglichen Verunreinigungen in der Innenraumluft ist seit einigen Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Interessant dazu ist das Auftauchen verschiedener krankhafter Syndrome, die in Zusammenhang mit Büroarbeitsplätzen und dem Raumklima stehen, wie zum Beispiel:
1. Sick Building Syndrom (SBS)
Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus unspezifischen Symptomen, welche die Betroffenen auf die Innenraumluftsituation zurückführen, wozu auch „schlechte Luft“ oder „störende und unangenehme Gerüche“ zählen.
2. Multiple Chemical Sensitivity (MCS)
Die MCS ist ebenfalls eine Befindlichkeitsstörung, die im Zusammenhang mit Arbeitsplätzen in geschlossenen Räumen auftritt. Betroffene geben für ihre Beschwerden Gerüche oder chemische Reizungen an, die ihrer Meinung nach von Büromöblierung, Teppichböden und andere Komponenten im Innenraum ausgehen.
Somit sehen auch Fachkreise Geruchsbelästigungen in Büroräumen als ernst zu nehmendes Thema in Bezug auf die Gesundheit am Büroarbeitsplatz an.
Gerüche vertreiben
Zuerst einmal muss man das neue Parfüm der Kollegin hinnehmen, auch wenn es einem nicht gefällt. Hier gibt es nur die Möglichkeit durch regelmäßiges Lüften Abhilfe zu schaffen – entsprechend den bereits oben erwähnten Anweisungen der Arbeitsstättenverordnung.
Doch es gibt Grenzen. Legt die Kollegin alle 20 Minuten erneut Parfüm auf und weigert sich den Raum entsprechend zu lüften, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man klärt das in einem netten Gespräch untereinander. Bringt das keine Einigung, bleibt nur noch der Gang zum Arbeitgeber. Letztendlich ist dieser dafür verantwortlich, dass niemand durch unangenehme Gerüche am Arbeitsplatz dauerhaft belästigt wird. Und tatsächlich gab es schon Kündigungen, deren Ursache die Verbreitung schlechter Gerüche am Arbeitsplatz war. (5)