Sehnenscheidenentzündung vermeiden

Folgendes Wissen wurde vermittelt
  1. Was genau eine Sehnenscheidenentzündung ist
  2. Welche Ursachen eine Sehnenscheidenentzündung haben kann
  3. Wie sich eine entzündete Sehnenscheide bemerkbar macht
  4. Welche Folgen eine solche Entzündung haben kann
  5. Wie Sie einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen können
  6. Was das RSI Syndrom ist

Wo viel gehobelt wird, fallen Späne. Das gilt auch für den Bürojob. Wer den ganzen Tag tippt und klickt, läuft Gefahr, die Strukturen im Handgelenk zu überlasten. Und so gehört die Sehnenscheidenentzündung im Bereich der Hand zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, die bei Beschäftigten mit einem Büroarbeitsplatz auftauchen. Wie Sie eine Sehnenscheidenentzündung erfolgreich vermeiden können erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Was genau ist die Sehnenscheidenentzündung?

Unsere Sehnen werden durch eine doppelwandige, mit Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) gefüllte Hülle geschützt. Deren Funktion ist es, die Sehne vor Reibung zu schützen. Diese Hüllen befinden sich an Stellen, wo Sehnen über ein Gelenk laufen und somit besonders strapaziert werden.

Quelle: contentartist.de

Wann immer sich diese Hüllen entzünden, sprechen Mediziner von einer Tendovaginitis – einer Sehnenscheidenentzündung. Diese kann im Grunde an jedem Gelenk auftreten.

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Ursachen einer Sehnenscheidenentzündung

Gerade an einem Bildschirmarbeitsplatz sind Ihre Handgelenke großen Belastungen ausgesetzt. Das kann unter anderem dazu führen, dass die Sehnen im Bereich des Handgelenks am Inneren der Sehnenscheide reiben.

Diese Reibung wiederum verursacht auf Dauer ein Anschwellen der Sehnenscheide, was wiederum zu einer Verengung im Sehnenscheidenkanal führt, wodurch sich die Reibung noch erhöht – ein Teufelskreis.

Können andere Probleme wie beispielsweise Rheuma oder hormonelle Schwankungen als Ursache ausgeschlossen werden, sind in den meisten Fällen mechanische Wirkkräfte der Grund für eine Sehnenscheidenentzündung. Dazu gehören neben Klettern und Klavierspielen auch stundenlange Tätigkeiten am PC.

Neuen Studien zufolge kann auch die vermehrte Nutzung eines Smartphones als Ursache für eine Sehnenscheidenentzündung infrage kommen. (1)

Gerade bei der Arbeit an der Tastatur kommt es nicht selten über Stunden zu unnatürlichen Haltungen im Handgelenk. Wird dieses beispielsweise in einem ungünstigen Winkel abgeknickt, erhöht das den Druck auf die Sehnenscheiden, was über einen längeren Zeitraum unweigerlich zu Problemen führt. Obendrein sorgen alle Situationen, in denen bestimmte Bewegungen ständig wiederholt werden, über kurz oder lang zu einer Überlastung der inneren Gelenkstrukturen.

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Symptome einer Sehnenscheidenentzündung

Das heimtückische an der Sehnenscheidenentzündung – sie beginnt in der Regel schleichend. Darum nehmen viele Betroffene die ersten Anzeichen auch nicht ernst und reagieren erst, wenn die Entzündung der Sehnenscheide sich bereits manifestiert hat.

Dann sind die deutlichen Entzündungszeichen nicht mehr zu übersehen:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Wärme
  • Schmerzen
  • eingeschränkte Funktionsfähigkeit
Quelle: www.contentartist.de

Typisch für die Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk sind Schmerzen, die auftreten, wenn Sie die Hand nach oben bewegen. Im weiteren Verlauf treten sie dann auch in Ruhe auf, beispielsweise in der Nacht.

Nicht selten wird außerdem das sogenannte „Schneeballknirschen“ wahrgenommen – ein hörbares Reibegeräusch bei Bewegungen im Handgelenk.

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Folgen einer Sehnenscheidenentzündung

Ärzte erkennen eine Sehnenscheidenentzündung relativ einfach – entweder durch einen Bewegungstest, eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT. Um eine rheumatische Erkrankung als Ursache auszuschließen, wird häufig zusätzlich eine Blutuntersuchung durchgeführt.

Treten die Beschwerden zum ersten Mal auf und es wird gleich reagiert, kann eine Sehnenscheidenentzündung nach kurzer Zeit abklingen. Ist sie allerdings bereits chronisch, sorgt sie häufig für eine längere Krankschreibung.

Damit die Entzündung der Sehnenscheide ausheilen kann, muss der betroffene Bereich einige Wochen geschont werden. Dafür wird dem Patienten vom Arzt eine entsprechende Schiene verordnet. Auch nach Besserung soll das betroffene Gelenk weiterhin vor Überlastungen geschützt werden. Ein Problem – wenn der Grund für die Überlastung der Job ist.

In diesem Fall kann jedoch durch eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes einiges erreicht werden. Hilfreich sind neben ergonomischen Computermäusen und Tastaturen auch höhenverstellbare Schreibtische und flexibel einstellbare Bürostühle.

Für Beratungen zu diesem Thema stehen Physio- und Ergotherapeuten sowie Arbeitsmediziner zu Verfügung.

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Warum sollte man einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen?

Eine Sehnenscheidenentzündung kann zu einem langwierigen Gesundheitsproblem werden, wenn dieser nicht aktiv vorgebeugt wird.

Darum sollten Sie nicht auf die ersten Anzeichen warten, sondern im Vorfeld für eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung sorgen. Diese ist dafür konzipiert, die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen und somit eines der besten Hilfsmittel, um auf lange Sicht gesundheitliche Beschwerden zu vermeiden.

Aufgrund arbeitsmedizinischer Erkenntnisse ist die Ergonomie am Büroarbeitsplatz ein wichtiges Thema und wird im Hinblick auf die steigende Anzahl von Büroarbeitsplätzen weiter an Bedeutung zunehmen.

In einer IBA Studie aus dem Jahr 2020 heißt es dazu:

„Büroarbeit ist ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor in Deutschland. 71 % aller Beschäftigten arbeiten inzwischen zumindest zeitweise an einem Büroarbeitsplatz. 2015 galt das noch für 52 % aller Beschäftigten. Weil gleichzeitig die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland gestiegen ist, gehört Büroarbeit nunmehr für fast 32 Mio. Menschen zum Alltag.“ (2)

Leider sind dagegen die Entwicklungen hinsichtlich der Ergonomie am Arbeitsplatz eher rückläufig, denn die IBA stellt weiter fest:

„Regelrechte Rückschritte sind bei der Ausstattung mit Büroarbeitsstühlen und der Bereitstellung von Kommunikationszonen zu verzeichnen. Der schnelle Zuwachs an Arbeitsplätzen im Bürobereich wurde offensichtlich mit schlechteren Standards erkauft.“ (3)

Dabei fordert neben der Arbeitsstättenverordnung auch das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) Arbeitgeber indirekt dazu auf, ergonomische Erkenntnisse bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen zu berücksichtigen. Laut §5 ArbSchG (4) soll eine Gefährdungsbeurteilung stattfinden, welche die Gefahren eines nicht ergonomischen Arbeitsumfeldes aufzeigt und dem Unternehmer klarmacht, wo Handlungsbedarf besteht.

Im Grunde unverständlich, wenn man sich bewusst macht dass, laut IBA-Studie

immerhin 68% aller Beschäftigten vor einem Stellenwechsel einen Blick auf das künftige Arbeitsumfeld werfen. Verbesserungspotenzial in ihrem gegenwärtigen Arbeitsumfeld sehen die Beschäftigten – wenig überraschend – mit Blick auf die ergonomische Gestaltung ihrer Einrichtung und die Förderung der Kommunikation. Auch hinsichtlich einer ansprechenden Gestaltung scheinen vier von zehn Unternehmen noch Nachholbedarf zu haben.

Dabei macht sich eine ergonomische Ausstattung von Büroarbeitsplätzen in jedem Fall bezahlt, wenn man bedenkt, wie teuer einem Arbeitgeber ein wochenlanger Ausfall eines Angestellten zu stehen kommt.

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft IDW heißt es dazu:

„Die Ausgaben der Unternehmen für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sind 2019 um 3,4 Milliarden Euro auf insgesamt 67,5 Milliarden Euro gestiegen.“ (5)

Quelle: https://www.iwd.de/artikel/was-krankheiten-die-arbeitgeber-kosten-498293/

Die täglichen Kosten von Langzeitkranken belaufen sich für ein Unternehmen auf schätzungsweise 400 € / Tag, für kleinere und mittlere Handwerksunternehmen liegen die Kosten immer noch bei 250 € / Tag.

Diese Zahlen müssten im Grunde ausreichen, um Unternehmen dazu zu motivieren, ihre Büros mit ergonomischen Möbeln und Arbeitsmitteln auszustatten.

Wie kann ich einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen?

Letztendlich kann jeder Beschäftigte im Büro einiges tun, um einer Sehnenscheidenentzündung effektiv vorzubeugen. Zusätzlich zu der individuell angepassten Einstellung von Schreibtisch und Bürostuhl achten Sie darauf, dass:

  • Ihre Handgelenke nicht unnatürlich abgeknickt sind
  • Sie den DPI-Wert an der ergonomischen Maus so einstellen, dass nur geringer mechanischer Aufwand für die Bewegung des Mauszeigers notwendig ist (DPI bedeutet Punkte pro Zoll – Dots per inch – und beeinflusst, wie schnell sich der Mauszeiger über das Display bewegt)
  • Sie Anschaffung einer ergonomischen Maus und Tastatur beim Arbeitgeber beantragen
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Sehnenscheidenentzündung vorbeugen: Unsere Tipps

Neben der ergonomischen Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes gibt es noch Einiges, was Sie täglich tun können, um sich vor einer Sehnenscheidenentzündung zu schützen.

1. Lockern und Dehnen

Schon bei den ersten Anzeichen einer Überanstrengung in den Handgelenken unterbrechen Sie Ihre Arbeit und dehnen und lockern Sie Ihre Muskulatur.

  • Beugen, strecken und spreizen Sie beispielsweise Finger und Daumen
  • Legen Sie die Handflächen vor der Brust aneinander, wobei Ihre Fingerspitzen nach oben zeigen
  • Senken Sie in dieser Stellung die Hände leicht ab – Sie werden einen größeren Dehnreiz verspüren
  • Drehen Sie in der gleichen Stellung die Fingerspitzen abwechselnd nach oben und unten

2. Regelmäßige Pausen

Wer den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt ist gut beraten, regelmäßige Bewegungspausen einzuplanen. Im Grunde sollten Sie alle 60 Minuten aufstehen und sich von Ihrem Schreibtisch entfernen. Nutzen Sie die Pause für ein oder zwei kleinere Übungen, wie beispielsweise das Kreisen von Schultern und Handgelenken.

3. Polster

Mit speziellen Polstern können Sie Ihre Handgelenke unterstützen und schonen. Diese sind nicht besonders kostenintensiv und im freien Handel erhältlich.

4. Wechsel zwischen Maus und Tastatur

Verzichten Sie ab und zu auf die Maus und nutzen Sie stattdessen eine Tastenkombination. Das entlastet die Maus-Hand und fordert außerdem den Geist heraus. Auch der Wechsel der Maus von der gewohnten Hand in die andere Hand ist nützlich – für Hand und Gehirn.

5. Externe Tastatur

Besonders, wenn Sie den ganzen Tag an einem Notebook arbeiten, belasten Sie ihre Handgelenke sehr stark. Nutzen Sie zwischenzeitlich immer wieder mal eine externe Tastatur, um Ihre Handgelenke zu entlasten.

6. Positionswechsel

Jede Bewegung ist eine gute Bewegung – gerade wenn Sie im Büro den ganzen Tag zum Sitzen verdonnert sind. Wechseln Sie also so oft wie möglich Ihre Position. Nutzen Sie Sitz-Alternativen, wie beispielsweise eine Gymnastikball oder einen Sitzhocker. 

Und wenn möglich machen Sie aus Ihrem höhenverstellbaren Schreibtisch einen Steharbeitsplatz. Jeder Positionswechsel sorgt für eine veränderte Haltung in den Handgelenken und schützt diese somit indirekt vor Überlastung. Zudem hat die Dynamik positive Auswirkungen auf Ihren gesamten Körper.

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Sehnenscheidenentzündung: Eine Sonderform

Immer häufiger ist das sogenannte RSI-Syndrom Ursache einer Sehnenscheidenentzündung. Das äußert sich darin, dass trotz ausgeheilter Entzündung der Sehnenscheide die Schmerzen zurückkehren.

Das “Repetitive Strain Injury” oder “Repetitive Stress Injury” – kurz RSI, auch als Mausarm oder Sekretärinnenkrankheit bezeichnet – ist eine Bezeichnung, die kein klar definiertes Krankheitsbild betitelt, sondern mehrere Krankheitsbilder in einem Begriff zusammenfasst.

Dabei geht es immer um gesundheitliche Probleme, die durch eine notorische Überlastung des Bewegungsapparates in den Bereichen Hand, Arm, Schulter und Nacken hervorgerufen werden und sich wie folgt äußern:

  • Sehnen (z.B. Sehnenscheidenentzündungen)
  • Nervenkompressionssyndrome
  • komplexes regionales Schmerzsyndrom
  • Verschleißerscheinungen der Gelenke und/ oder der Wirbelsäule
  • Fehlstellungen einzelner oder mehrerer Wirbel (Halswirbelsäule)

Das Besondere am RSI-Syndrom:

  • Neben den mechanischen Überlastungen spielen bei den Betroffenen obendrein psychische und soziale Faktoren wie Arbeitszufriedenheit und Stress am Arbeitsplatz eine große Rolle

Leider ist das RSI-Syndrom wie auch alle anderen nicht eindeutig als Berufskrankheit anerkannt, sodass Betroffene oft Jahrelang darum kämpfen müssen. Um als Berufskrankheit anerkannt zu werden, muss das Leiden folgendes aufweisen:

  • Es müssen Erkrankungen der Sehnenscheiden oder des Sehnengleitgewebes sowie der Sehnen- oder Muskelansätze sein,
  • die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben
  • und die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können“.(6)

Somit können die wesentlichen Erkrankungen des Beschwerdebildes eines RSI-Syndroms beim Vorliegen individueller Voraussetzungen grundsätzlich als Berufskrankheit geltend gemacht werden.

Unsere Empfehlung:

Leiden Sie unter Beschwerden, die durch Ihre Arbeitssituation ausgelöst werden, suchen Sie einen Arbeitsmediziner oder Betriebsarzt auf. Dieser kann Sie dabei unterstützen, für eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung zu sorgen und Ihnen zusätzlich Möglichkeiten der Behandlung Ihrer Symptome aufzeigen.

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