Arthrodesenstuhl: Schmerzfrei im Büro

Folgendes Wissen wurde vermittelt
  1. Was ist ein Arthrodesenstuhl und was die Arthrodese
  2. Bei welchen Beschwerden Sie über einen Arthrodesenstuhl nachdenken sollten
  3. Welchen Anforderungen ein solcher Stuhl entsprechen muss
  4. Welche Voraussetzungen für einen Antrag gegeben sein müssen und wo Sie diesen stellen können
  5. Wie Sie ihren Arbeitgeber von der Anschaffung eines Arthodesenstuhls überzeugen können

Neben einer allgemeinen ergonomischen Büroausstattung ist es in manchen Fällen notwendig ganz spezielle Bürostühle oder andere Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, damit Arbeitnehmer Ihr Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben umsetzen können. Zu diesen speziellen Büromöbeln gehört der sogenannte Arthrodesenstuhl. Was das genau ist, wann er notwendig wird und wie man diesen finanzieren kann, erfahren Sie in folgendem Beitrag.

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Was ist ein Arthrodesenstuhl?

Bei einem Arthrodesenstuhl handelt es sich um einen speziellen ergonomischen Bürostuhl für Menschen mit Bewegungseinschränkungen in Hüft- und Kniegelenken. Seine Sitzfläche ist besonders geformt und im Oberschenkelbereich in der Mitte geteilt, sodass individuelle Einstellungen je nach Bewegungsmöglichkeiten im Hüft- oder Kniegelenk des Nutzers möglich sind. Die bei einigen Modellen zusätzlich geteilte Rückenlehne soll außerdem eine bessere Unterstützung der Wirbelsäule und somit einen Schutz der Bandscheiben gewährleisten.

Was ist eine Arthrodese?

Mit dem Wort Arthrodese bezeichnet man in der Medizin die operative Versteifung eines Gelenks. Das wird immer dann notwendig, wenn aus medizinischer Sicht keine Möglichkeit besteht, den Patienten mit einem künstlichen Gelenk zu versorgen.

Dabei wird das Gelenk sozusagen „stillgelegt“, sodass es seine ursprüngliche Beweglichkeit verliert. Die Belastbarkeit bleibt jedoch erhalten. Und nach der Rekonvaleszenzphase können die Patienten in der Regel schmerzfrei sein.

Für solche Patienten mit einem Bürojob wurden die Arthrodesenstühle entwickelt. Sie eignen sich allerdings auch für Menschen mit anderen gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise einem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk – den sogenannten Endoprothesen bei schwerer Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose) und Gonarthrose (Kniegelenksarthrose). Denn auch bei diesen Patienten kann es in Folge der Operation zu eingeschränkter Beweglichkeit kommen.

Was ist das Besondere an einem Arthrodesenstuhl?

Der Arthrodesenstuhl ist kein üblicher Bestandteil einer ergonomischen Büroausstattung, sondern zählt eher zu den orthopädischen Hilfsmitteln (1). Die meisten Modelle wurden für Menschen mit eingeschränkten Knie- und Hüftgelenken entwickelt und haben darum eine extra gepolsterte, geteilte Sitzfläche.

Diese sogenannte „Arthrodesenklappe“ kann im Bereich der Oberschenkelauflage heruntergeklappt und stufenlos in verschiedene Winkel eingestellt werden. Dadurch kommt es zu einer angenehmen Druckentlastung, welche das Sitzen für den Betroffenen spürbar leichter gestaltet. Die zusätzlich verstellbare und in manchen Fällen geteilte Rückenlehne ermöglicht ein komfortables Sitzen für längere Zeit.

Mit diesen dynamischen Sitzfunktionen sorgen Arthrodesenstühle dafür, dass Betroffene selbst bei starken Bewegungseinschränkungen Ihrer beruflichen Tätigkeit im Büro oder im Home-Office nachkommen können.

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Arthrodesenstuhl Indikation

Dem Grundsatz der Ergonomie entsprechend sollen Bürostühle und Schreibtische dazu in der Lage sein, den Menschen an seinem Arbeitsplatz optimal zu unterstützen und vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren.

In vielen Fällen entsprechen herkömmliche Büromöbel diesem Grundsatz nicht. Vor allem bei folgenden Indikationen ist daher die Anschaffung eines orthopädischen Bürostuhls oder eines Arthrodesenstuhls angeraten:

  • Bandscheibenoperationen
  • Beckenvenenthrombosen
  • degenerative Bandscheibenerkrankungen (Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung)
  • Erkrankung aus dem Bereich der Beinveneninsuffizienz
  • Facettensyndrom
  • Lumbalgien
  • Ischialgie
  • Lymphstau im Bein-Beckenbereich
  • Morbus Bechterew (Einsteifung der Wirbelsäule)
  • Morbus Scheuermann
  • Osteochondrose (Knorpelschaden der Wirbelkörper)
  • Spondylarthrose
  • Spondylitis
  • Spondylolyse
  • Statische Wirbelsäuleninsuffizienz
  • Flachrücken
  • Hohlkreuz
  • Rundrücken
  • Skoliose
  • Systemische Skeletterkrankungen

Betroffene haben die Möglichkeit bei verschiedenen Kostenträgern wie beispielsweise der Rentenversicherung oder Ihrer Krankenkasse eine Bezuschussung für orthopädische Sitzmöbel zu beantragen, wenn der Arbeitgeber nicht bereit oder in der Lage ist, diese zur Verfügung zu stellen.

Voraussetzung dafür ist ein ärztliches Attest, welches dem Antragsteller die Notwendigkeit eines solchen „Hilfsmittel“ für seine Bürotätigkeit bescheinigt.

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Anforderungen an einen Arthrodesenstuhl

Der Gesetzgeber hat ganz bestimmte Vorstellungen davon, welchen Anforderungen ein bezuschusster orthopädischer Bürostuhl entsprechen muss. Dazu gehören:

  • ergonomische Gestaltung
  • Standsicherheit
  • Verstellbarkeit von Sitzhöhe, Sitztiefe und Rückenlehne

Darüber hinaus gibt es weitere wichtige Kriterien, die ein ergonomisch angepasster Bürostuhl erfüllen sollte:

  • Verstellbarkeit der Sitzneigung
  • Beweglichkeit der Sitzfläche
  • Synchronmechanik für dynamisches Sitzen
  • Verstellbarkeit der Armlehnen in Höhe und Breite
  • Lordosenstütze

Im Hilfsmittelverzeichnis des GKV (Spitzenverband Bund der Krankenkassen) sind einige Modelle von Arthrodesenstühlen aufgeführt. (2)

Hilfsmittel Arthrodesenstuhl

In Deutschland legt das SGB V fest, wann und in welchem Umfang Menschen ein Recht auf die Versorgung mit Hilfsmitteln, zu denen auch der Arthrodesenstuhl gehört, haben. Beantragen können Beschäftigte diese Hilfsmittel bei diese Kostenträgern:

  • Rentenversicherungen (bei 15 Jahre versicherungspflichtiger Beschäftigung oder 5 Jahre versicherungspflichtiger Beschäftigung in Verbindung mit einem Heilverfahren mit anschließender Kur (AHB) oder wenn Rente beantragt wird)
  • Berufsgenossenschaft (nach Arbeits- oder Wegeunfall, Berufskrankheit)
  • Agentur für Arbeit (alle anderen Fälle mit unter 15 Jahren versicherungspflichtiger Beschäftigung)
  • Hauptfürsorgestelle (für Studenten, Beamten oder Sonderfälle)
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Welche Voraussetzungen müssen für den Antrag auf einen Arthrodesenstuhl gegeben sein?

Je nach Kostenträger gibt es unterschiedliche Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit die Kosten für einen Arthrodesenstuhl bezuschusst werden.

Arthrodesenstuhl von der Krankenkasse

Damit die Krankenkasse die Finanzierung eines Arthrodesenstuhls übernimmt, muss eine entsprechende Verordnung vom Arzt vorliegen. Außerdem soll der Stuhl dazu in der Lage sein:

  • den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern,
  • einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder
  • eine Behinderung auszugleichen.

Obendrein darf der Bürostuhl laut SGB V §33 nicht als allgemeiner Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens anzusehen oder nach § 34 Abs. 4 (3) ausgeschlossen sein.

Arthrodesenstuhl von der Rentenversicherung

Zur Kostenübernahme für eine ergonomische Arbeitsplatzausstattung äußert sich die Rentenversicherung in einem Informationsblatt wie folgt:

„Die Deutsche Rentenversicherung kann im Rahmen der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben Hilfen zur Erhaltung oder Erlangung eines Arbeitsplatzes erbringen. Diese Leistungen umfassen auch Kosten für Hilfsmittel und technische Arbeitshilfen, die wegen Art oder Schwere der Behinderung zur Berufsausübung erforderlich sind, soweit eine Verpflichtung des Arbeitgebers oder der gesetzlichen Krankenkasse nicht besteht.“ (4)

Für die Versorgung mit einem Arthrodesenstuhl legt die Rentenversicherung folgenden Krankheiten zugrunde:

  • Morbus Bechterew, Skoliose mit einem Cobb-Winkel >40 Grad
  • Kypho-Skoliose mit einem Cobb-Winkel >40 Grad
  • Hüft- und Kniearthrodese
  • Girdlestone-Hüfte
  • Spondylodese

Arthrodesenstuhl von der Berufsgenossenschaft

Sind Betroffene nach einem Arbeits- oder Wegeunfall  bzw. aufgrund einer Berufskrankheit auf einen speziellen ergonomischen Bürostuhl angewiesen, wird dieser von der Berufsgenossenschaft finanziert.

Arthrodesenstuhl von der Agentur für Arbeit

Bei der Agentur für Arbeit heißt es zur Ausstattung mit technischen Hilfsmitteln wie folgt:

„Die Kosten für Arbeitshilfen, die Sie für die Ausübung Ihres Berufes brauchen, können übernommen werden. Das können spezielle Maschinen oder Werkzeuge sein, aber auch Sitzhilfen oder Software für den PC.“

Den Antrag dafür stellen Betroffene an das Reha-Team der Agentur für Arbeit.

Arthrodesenstuhl von der Hauptfürsorgestelle

Die Hauptfürsorgestelle ist der Ansprechpartner für Studenten, Beamte und Sonderfälle. Die Antragstellung kann dann erfolgen, wenn Betroffene 50% GdB (Grad der Behinderung = Schwerbehindert) oder 30% mit Gleichstellung aufweisen (Betroffene können Schwerbehinderten unter bestimmten Umständen gleichgesetzt werden, wenn ihre Behinderung mindestens 30% aber weniger als 50% ausmacht). (5)

Hilfestellung bei der Beantragung für einen Arthrodesenstuhl

Unterstützung und Hilfe bezüglich der Beantragung eines Arthrodesenstuhls finden Betroffenen bei folgenden Stellen:

  • Behandelnde Ärzte und Betriebsärzte
  • Reha-/Sozialarbeiter der Rehakliniken
  • Rehaberater der Rentenversicherungsträger
  • Technische Berater der Arbeitsämter

Für alle Anträge gilt gleichermaßen: Es muss die Verordnung durch einen Arzt vorliegen.

Tipp

Weisen Sie Ihren Arzt bei Bedarf darauf hin, dass die Verordnung von Hilfsmitteln nicht im ärztlichen Budget enthalten ist und dieses somit nicht belastet. Damit hat ein Arzt kein begrenztes Kontingent an Verordnungen für Hilfsmittel und kann sich bei deren Verschreibung allein an der medizinischen Notwendigkeit orientieren.
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Welche Vorteile bietet ein Arthrodesenstuhl?

Menschen mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie die bereits beispielsweise o.g. Hüft- und Kniegelenksarthrosen können in der Regel auf herkömmlichen Bürostühlen kaum bequem und schon gar nicht über einen längeren Zeitraum sitzen.

Häufig bleibt ihnen aufgrund ihrer Bewegungseinschränkungen nur die Möglichkeit, die vordere Sitzfläche eines Stuhls zu nutzen, sodass Rücken und Becken stark belastet werden und es zu weiteren Fehl- und Zwangshaltungen kommt.

Arthrodesenstühle sind dazu in der Lage, den speziellen Belangen der Betroffenen zu entsprechen und somit weiteren gesundheitlichen Schäden vorzubeugen. Mit der individuell einstellbaren Sitzhöhe, Sitzneigung und den Beugungswinkeln in den Beinen können diese speziellen ergonomischen Bürostühle den Nutzer optimal unterstützen.

Besonders die Möglichkeit beispielsweise mit einem versteiften Kniegelenk auf einem Bürostuhl so Platz nehmen zu können, dass sowohl das Becken als auch der untere Rücken entlastet werden, macht den großen Vorteil eines Arthrodesenstuhl aus.

Hinzu kommt die enorme Druckentlastung für das Bein, sodass auch ein entspanntes Arbeiten für mehrere Stunden am Schreibtisch wieder möglich ist.

Tipp

Im Übrigen muss niemand warten, bis das Kniegelenk aufgrund einer schweren Kniearthrose weiter Schaden nimmt, bevor man einen Arthrodesenstuhl im Büro nutzen kann. Reden Sie mit Ihrem Arzt. Denn die Versorgung mit Hilfsmitteln dient nicht nur dazu, bei Krankheit erfolgreich zu behandeln, sondern auch eine drohende Behinderung zu vermeiden.
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Arthrodesenstuhl vom Arbeitgeber

Einige Arbeitgeber haben erkannt, dass Sie in den Erfolg Ihres Unternehmens investieren, wenn Sie ihren Mitarbeitern eine moderne, ergonomische Büroausstattung zur Verfügung stellen. Darum werden neue Büros junger Unternehmen bereits von vornherein mit einer ergonomischen Ausstattung wie höhenverstellbaren Schreibtischen und dynamischen flexiblen Bürostühlen versehen.

Sieht ein Arbeitgeber nicht die Notwendigkeit einer Anschaffung entsprechender Büromöbel, haben Beschäftigte das Recht, die Beurteilung ihres Arbeitsplatzes durch einen Experten zu verlangen. Das kann der Betriebsarzt oder die Fachkraft für Arbeitssicherheit sein.

Dazu heißt es im Arbeitsschutzgesetz § 3:

„(1) Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben. …(3) Kosten für Maßnahmen nach diesem Gesetz darf der Arbeitgeber nicht den Beschäftigten auferlegen.“ (6)

Auf Grundlage einer solchen Beurteilung können Sie dann beim Arbeitgeber eventuell auch in Verbindung mit einer ärztlichen Empfehlung den Antrag für einen ergonomischen Bürostuhl oder Schreibtisch stellen.

Argumente für den Arthrodesenstuhl gegenüber Arbeitgeber:

Arbeitgeber haben die Möglichkeit, die ergonomische Büroausstattung als Betriebsausgaben steuerlich abzusetzen. Als zweites Argument wäre der Krankenstand anzuführen, den man mit geeigneten ergonomischen Büromöbeln nachweislich senken kann.

Krankentage von Beschäftigten kosten dem Arbeitgeber viel Geld (unter anderem Personalkosten) und auch volkswirtschaftlichen gesehen sind die Kosten bedeutend.(7)

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) berechnet in regelmäßigen Abständen die finanziellen Folgen für Unternehmen durch Produktionsausfälle aufgrund von Krankheit. Im Jahr 2014 waren es durchschnittlich 3.888 € pro Beschäftigten. (8)

Diese Kosten verteilen sich zu einem großen Teil auch auf Beschäftigte im Büro, denn der Anteil an den sogenannten Bildschirmarbeitsplätzen lag 2018 schon bei 48%.

Quelle: Bitkom Research

Daher lohnen sich laut Experten Investitionen in die Gesundheit und die Gesunderhaltung der Mitarbeiter, um Kosten zu sparen und gleichzeitig produktiv und erfolgreich zu sein.

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