Ein ergonomischer Schreibtisch muss mit ganz bestimmten Funktionen ausgestattet sein und speziellen Anforderungen entsprechen, denn er dient dazu, die Arbeitsplatzumgebung an die besonderen Bedürfnisse des Menschen anzupassen.
Zu einer ergonomischen Arbeitsplatzumgebung im Büro gehören neben einer entsprechenden Beleuchtung, einer angemessenen Raumtemperatur und dem Lärmschutz auch die Ausstattung mit einem ergonomischen Schreibtisch. Doch welche Eigenschaften muss ein Schreibtisch aufweisen, um als ergonomisch bezeichnet werden zu können? In folgendem Beitrag haben wir für Sie wichtige Informationen zusammengetragen.
Warum ist ein ergonomischer Schreibtisch überhaupt notwendig?
Diese Frage ist berechtigt, denn nur etwa 9% der in einem Büro arbeitenden Menschen in Deutschland legen Wert auf einen ergonomischen Schreibtisch. Das zumindest zeigt eine Studie aus dem Jahr 2011 (1). Hier wurden Menschen befragt, was ihnen bei der Ausstattung für einen Büroarbeitsplatz am wichtigsten wäre.
Leider legen medizinische Untersuchungen eindeutig offen, dass zu den häufigsten Arbeitsausfällen wegen Krankheit im Büro Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems gehören, welche eindeutig auch auf stundenlange Schon- und Fehlhaltungen während der Büroarbeit zurückzuführen sind.
Es zeigt sich, dass nicht-ergonomische Büromöbel mit dafür verantwortlich sind, wenn es zu länger anhaltenden Beschwerden im Rücken, dem Schulter-Nacken-Bereich sowie den Armen und Händen kommt. Selbst wenn diese als kleine Unannehmlichkeiten beginnen, können sie sich auf Dauer in ernstzunehmende Beschwerden ausweiten.
Eine Sensibilisierung sowohl aufseiten der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer scheint hier unbedingt nötig. Nicht umsonst findet man auf den Webseiten deutscher Krankenkassen eine Menge an Empfehlungen für eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung im Allgemeinen und für den ergonomischen Schreibtisch und Bürostuhl im Besonderen (2).
Welchen Anforderungen muss ein ergonomischer Schreibtisch entsprechen?

Allein die Vorstellung, stundenlang ohne viel Bewegung an einem Tisch zu sitzen und dabei auch noch konzentriert zu arbeiten, unterstreicht die praktische Bedeutung eines flexiblen ergonomischen Schreibtisches.
Untermauert wird dies durch die vielen Statistiken, welche eindeutig nachweisen, dass der Bewegungsmangel im Büro und die schlechte Körperhaltung durch ungeeignete Möbel zu steigenden Zahlen bei den Rückenpatienten führen. (3)
Der Schreibtisch stellt in der Regel den Mittelpunkt des Arbeitsplatzes dar. Auf ihm wird getippt, geschrieben, gezeichnet, sodass er in der Lage sein sollte, alle Tätigkeiten des Arbeitenden optimal zu unterstützen, ohne dessen Gesundheit zu gefährden. Denn genau das meint Ergonomie.
Vorschriften zur Nutzung ergonomischer Schreibtische
Es gibt leider trotz der Tatsache, dass mehr als 17 Millionen Menschen einer Büroarbeit nachgehen, keine detaillierten gesetzlichen Vorschriften bezüglich der Anforderungen an einen ergonomischen Schreibtisch. Die meisten Regeln sind eher allgemein gehalten und dienen mehr als Empfehlung anstatt als Vorschrift.
Die gute Nachricht: Laut Arbeitsschutzgesetz ArbSchG ist jeder Arbeitgeber verpflichtet:
„ … eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben“
ArbSchG
Das zumindest wäre ein konkreter Punkt in der Argumentation für einen ergonomischen Schreibtisch.
Ebenso sind gewisse Eigenschaften für einen ergonomischen Schreibtisch in der Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV festgelegt. Doch auch diese sind ziemlich allgemein gehalten. So steht im Anhang der Arbeitsstättenverordnung Nr. 6.1 – Ziffer 5 und 6:
„Die Arbeitsflächen sind entsprechend der Arbeitsaufgabe so zu bemessen, dass alle Eingabemittel auf der Arbeitsfläche variabel angeordnet werden können und eine flexible Anordnung des Bildschirms, des Schriftguts und der sonstigen Arbeitsmittel möglich ist. Die Arbeitsfläche vor der Tastatur muss ein Auflegen der Handballen ermöglichen.“
Konkrete Angaben zu Maßen oder Funktionen sind hier nicht zu finden. Weiter heißt es in der Arbeitsstättenverordnung ArbStättV § 3 Absatz 1:
„Beim Einrichten und Betreiben der Arbeitsstätten hat der Arbeitgeber die Maßnahmen nach § 3 Absatz 1 durchzuführen und dabei den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene, die ergonomischen Anforderungen sowie insbesondere die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales nach § 7 Absatz 4 bekannt gemachten Regeln und Erkenntnisse zu berücksichtigen.”
Im § 7 Absatz 4 der ArbStättV wird wiederum auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bzw. dessen Ausschuss für Arbeitsstätten verwiesen, zu dessen Aufgaben es gehört:
„ … das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in allen Fragen der Sicherheit und der Gesundheit der Beschäftigten in Arbeitsstätten zu beraten.
Bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben soll der Ausschuss die allgemeinen Grundsätze des Arbeitsschutzes nach § 4 des Arbeitsschutzgesetzes berücksichtigen.“
Fakt ist also, dass es keine klaren Regeln bzw. gesetzlichen Vorgaben für die Anforderungen an einen ergonomischen Schreibtisch gibt, dafür aber eine Menge Empfehlungen. Wobei es dem Arbeitgeber freigestellt ist, diese umzusetzen oder eben nicht. Auch im Arbeitsschutzgesetz nach § 4 finden sich keinen konkreten Angaben:
„Der Arbeitgeber hat bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes von folgenden allgemeinen Grundsätzen auszugehen:
1.
Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird … „
Wer einen Arbeitsplatz im Büro ergonomisch ausstatten möchte hat also ziemlich freie Hand bezüglich der Gestaltung und zum anderen muss er sich selbst genau darüber informieren, welche Anforderungen ein ergonomischer Schreibtisch erfüllen sollte.
Folgende Faktoren sind essenziell für einen ergonomischen Schreibtisch
Auch wenn es nach dem Gesetz keine besonders genauen Angaben zu einem ergonomischen Schreibtisch im Büro gibt, beschäftigen sich doch einige Institutionen mit den grundsätzlichen Herausforderungen an einen ergonomischen Büroarbeitsplatz. Dabei konnten sie sich weitestgehend auf die wichtigsten Qualitätskriterien für einen ergonomischen Büroschreibtisch einigen.
Dieser sollte zuerst einmal den allgemeinen Anforderungen an ein „Arbeitsmittel“ laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung DGUV entsprechen:
„Arbeitsmittel entsprechen den ergonomischen Gestaltungskriterien, wenn sie den physischen und psychischen Gegebenheiten des Menschen so angepasst sind, dass einseitige, zu hohe Belastung vermieden wird. Stellteile sowie Verstelleinrichtungen müssen ergonomisch gestaltet und angeordnet sein. Verstellungen müssen leicht und bei häufiger Betätigung schnell vorgenommen werden können. Sie dürfen sich während der Benutzung des Arbeitsmittels nicht unbeabsichtigt verändern können.“
Allgemeine Anforderungen an einen ergonomischen Schreibtisch
Zu den allgemeinen Anforderungen an einen ergonomischen Schreibtisch zählen folgende Kriterien:
Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit an Schreibtischen
Es garantiert Nutzern einen Sicherheitsstandard bezüglich der Festigkeit und Schwingungsfreiheit des Schreibtischgestells. Außerdem sind Schreibtische mit dem GS Zeichen frei von gefährlichen Kanten und entsprechen den gültigen Normen.
Flexibel einstellbare Höhe der Arbeitsfläche
Aufgrund unterschiedlicher Körpergrößen ergeben sich unterschiedliche Sitzhöhen von Arbeitenden. Diese sollten Berücksichtigung finden, was sich am einfachsten durch eine verstellbare Höhe der Tischplatte realisieren lässt.
Sollen Schreibtische als Sitz- und Steharbeitsplatz genutzt werden, was von Gesundheitsexperten immer mehr empfohlen wird, sind elektrisch höhenverstellbare Schreibtische die ideale Lösung. Optimal ist hierfür ein Verstellbereich zwischen 65 cm und 128 cm.
Ideale Einstellung der Arbeitsfläche
Um festzustellen, welche Schreibtischhöhe ein Arbeitnehmer überhaupt benötigt, orientiert man sich in der Regel an der Position von Armen und Beinen. So heißt es:
- Ober- und Unterschenkel sowie Ober- und Unterarm sollten zueinander in einem 90° Winkel stehen
- Unterarme sollten locker auf dem Schreibtisch aufliegen, während die Füße flächig auf dem Boden stehen (sowohl im Sitzen als auch im Stehen)
Ausreichend große Arbeitsfläche
Die Arbeitsfläche eines ergonomischen Schreibtisches muss genügend Platz bieten, damit Monitor, Tastatur und Maus ausreichend Platz finden und den individuellen Bedürfnissen entsprechend angeordnet werden können. Man geht hier von einer Mindestfläche von 160 x 80 cm bzw. 1,28 m² aus.
Ausbauelemente und Container mit gleicher Höhe wie die Tischarbeitsplatte dürfen hinzugerechnet werden. Allerdings muss der Arbeitstisch eine ungeteilte Breite von mindestens 120 cm aufweisen.
Auch für den Abstand zwischen Augen und Monitor gibt es Empfehlungen. Dieser sollte mindestens 50 cm betragen, sodass der Schreibtisch wenigstens eine Tiefe von 80 cm aufweisen muss, um diesem gerecht zu werden.
Beinfreiheit unter dem Schreibtisch
Für ausreichend Beinfreiheit sorgen Schreibtische welche neben dem GS-Zeichen eine Produktklassifizierung als Typ A oder B nach DIN EN 527-1 oder aber das Quality Office-Zertifikat aufweisen.
Reflexionsfreie Arbeitsflächen
Laut Arbeitsstättenverordnung Nr. 6.1 Ziffer 5 müssen Schreibtische und andere Arbeitsoberflächen eine reflexionsarme Oberfläche aufweisen. Außerdem sind diese so aufzustellen, dass es während der Arbeit zu keinen störenden Reflexionen kommen kann.
Kabelmanagement am Schreibtisch

Ein direkt formuliertes Gesetz bezüglich des Kabelmanagements an einem Büroschreibtisch gibt es nicht. Dennoch hat der Arbeitgeber laut Arbeitsstättenverordnung – ArbStättV die Pflicht:
„Gefahren … an ihrer Quelle zu bekämpfen.” (§ 4 (2)) und “bei den Maßnahmen … den aktuellen Stand von Technik … zu berücksichtigen.” (§ 4 (3).
Das bedeutet, dass ein ergonomischer Schreibtisch im besten Fall mit einer horizontalen und vertikalen Kabelführung ausgestattet ist. Denn nur so sind Unfälle zu vermeiden. Zusätzlich sollten die Kabelwege frei von scharfen Kanten sein, um eine Beschädigung der Kabel auszuschließen.
Stabilität
Nicht nur Schwingungen sorgen für umgekippte Kaffeetassen und Störungen bei der Arbeit, sondern auch ein Schreibtisch, der nicht ordentlich da steht und keine ausreichende Stabilität besitzt. Ein ergonomischer Schreibtisch zeichnet sich durch Standfestigkeit und eine hervorragende Stabilität aus.
Spezielle Anforderungen an einen ergonomischen Schreibtisch
Es gibt noch ein paar zusätzliche Eigenschaften, die ein ergonomischer Schreibtisch aufweisen sollte.
1. Lärmschutz
Lärmschutz gehört, wie bereits erwähnt, mit zu einer ergonomischen Arbeitsplatzumgebung. Darum sollte nicht ausgerechnet der ergonomische Schreibtisch diese Regel missachten. Das heißt, die Mechanik für die Höhenverstellbarkeit funktioniert im Idealfall so leise, dass die Kollegen im Büro nicht davon abgelenkt werden.
2. Einfache Flexibilität

Was nützen verschiedene Einstellungen, wenn sie nur schwer oder mit hohem Kraftaufwand umzusetzen sind? Eine elektrische Höhenverstellbarkeit mit Memory-Effekt wäre die beste Variante für einen ergonomischen Schreibtisch.
3. Das Gestell

Die Füße und das Gestell haben bei einem Büroschreibtisch großen Einfluss auf die Praxistauglichkeit. Tische mit 4 Füßen und Verbindungen von mehreren Teilen haben sich in der Praxis bezüglich der gewünschten Beinfreiheit eher als ungünstig erwiesen. Ein ergonomischer Schreibtisch mit einem sogenannten T-Fuß oder auch einem C-Fuß besitzen deutlich mehr Raum bei gleicher Standsicherheit.
Fazit:
Das Thema Ergonomie am Arbeitsplatz ist ein Bereich von steigendem Interesse. Zum einen erhöht sich die Anzahl der im Büro arbeitenden Menschen stetig. Zum anderen fallen immer häufiger und länger Mitarbeiter wegen Rückenschmerzen bedingter Krankentage aus (4). Und last but not least werden die Patienten immer jünger.
Daher ist die Ergonomie am Arbeitsplatz und die Ausstattung mit einem ergonomischen Schreibtisch sowohl im Büro als auch im Home-Office neben ausreichender Bewegung eine der besten präventiven Maßnahmen, um gesundheitliche Beschwerden und das Entstehen von Krankheiten zu vermeiden.